Geschlechterverhältnisse in der Literaturkritik
Die IG feministische Autorinnen vertritt eine feministische Agenda im Literaturbetrieb und darüber hinaus. Bis die Gleichberechtigung der Geschlechter im Literaturbetrieb erreicht ist, ist noch viel Verbesserung für Frauen notwendig. Mithilfe der Studien von Veronika Schuchter (»Das Geschlecht der Kritik. Studien zur Gegenwartsliteratur«) und Nicole Seifert (»Frauenliteratur. Abgewertet, vergessen, wiederentdeckt«) haben wir herausgearbeitet, in welchen Bereichen der größte Handlungsbedarf besteht:
»Wir machen Literatur, nicht Männer und/oder Frauen. Entscheidend ist allein die Qualität und nicht das Geschlecht. Entscheidend ist die Aussage, der Stil, da braucht es keine Genderaufsicht.«[1] Auf diese Weise begründen etliche Verlage, Literaturzeitschriften oder Jurys die Auswahl der von ihnen veröffentlichten, rezensierten bzw. preisgekrönten Werke. Das hierfür herangezogene Argument, man(n) beurteile lediglich die „Qualität“ eines Textes hält sich seit Jahrhunderten hartnäckig, wie zwei ausgewählte Beispiele beweisen: Im Jahr 1847 erschien der heute als Klassiker des viktorianischen Zeitalters geltende Roman »Sturmhöhe« der britischen Autorin Emily Brontë, den diese zunächst unter dem männlichen Pseudonym Ellis Bell veröffentlichte, unter welchem sie viel Lob für dessen Inhalt, Sprache und Moral erntete. Spätere Rezensionen, die erschienen, nachdem sich Brontë als Autorin des Buches zu erkennen gegeben hatte, nahmen bei der Besprechung desselben Werks plötzlich die Lebensumstände der Verfasserin sowie die „femininen“ Attribute des Textes in den Fokus. Fast zweihundert Jahre später führte die Autorin Catherine Nichols folgendes Experiment durch: Sie schickte einen Probetext an insgesamt einhundert Literaturagenten, wobei die eine Hälfte diesen unter ihrem eigenen, die andere ihn hingegen unter geändertem, männlichen Vornamen erhielt. Die Antworten zeigen ein überdeutliches Bild: „George“ Nichols wurde insgesamt siebzehnmal um die Übermittlung des vollständigen Textes gebeten, welcher als „gut konstruiert“ und „clever“ gelobt wurde, Catherine Nichols hingegen lediglich zweimal, wobei ihr Schreiben als „nicht gut genug, wenn auch schön“ bezeichnet wurde – wenngleich der einzige „qualitative“ Unterschied zwischen den Textproben im Vornamen der Autorin bestand.[2]
Nicole Seifert (»Frauenliteratur. Abgewertet, vergessen, wiederentdeckt«, 2021) argumentiert, dass allein am Terminus „Frauenliteratur“ deutlich wird, dass die Werke von Frauen als minderwertig bzw. sekundär bewertet werden, insofern es kein männliches Äquivalent des Begriffs gibt: Literatur von Männern gilt schlichtweg als Literatur. Sogenannte „literarische Qualität“ bemisst sich also zu großen Teilen nach außerliterarischen Faktoren wie dem Geschlecht, der sexuellen Orientierung oder der Herkunft der schreibenden Person. Wer fordert, Kunst auf Basis ihrer scheinbar objektiv messbaren Qualität zu beurteilen, lässt dabei die sexistischen, aber auch homophoben und rassistischen Strukturen außer Acht, die unsere gesamte Gesellschaft und damit auch die Kulturlandschaft geformt haben und weiterhin prägen und von denen manche Gruppen profitieren, andere jedoch strukturell benachteiligt werden.[3] Veronika Schuchter (»Adam und Eva der Literaturkritik. Literaturkritik als Männlichkeitsdiskurs«, 2021) versteht Literaturkritik als Machtdiskurs, der „hochgradig beeinflusst [ist] vom Geschlecht als einer, wenn nicht der wirkmächtigsten gesellschaftlichen Leitdifferenz“ und in dem nicht nur die Qualität eines Textes, sondern auch Werte und Machtpositionen verhandelt werden.[4] Aus diesem Grund setzt sich ihre Forschung mit der Frage, wie Geschlecht und Literaturkritik zusammenhängen sowie mit jenen Praktiken auseinander, die dazu führen, dass männliches Schreiben als Norm bzw. als Maßstab für Qualität begriffen wird. Sie beschreibt drei dominante Tendenzen im Rezensionsverhalten von Literaturkritiker_innen:
1. Männer rezensieren Männer
Schuchters im Jahe 2016 durchgeführte Studie »Geschlechterverhältnisse in der Literaturkritik« zeigt, dass die von Kritikern rezensierten Texte zu drei Vierteln von Autoren stammen, während bei Kritikerinnen ein weit ausgeglicheneres Verhältnis herrscht, Autoren sogar ein minimaler Vorzug gegeben wird. Sie führt die Präferenz für Texte von Männern auf die Lesesozialisation zurück, welche bereits in der frühen Kindheit beginnt und sich im Jugendalter, nicht zuletzt durch den schulischen Lektürekanon, fortsetzt (s. u.).[5]
Ein ähnliches Verhältnis stellt Seifert in Bezug auf die an Universitäten angebotenen Lehrveranstaltungen fest: auch Vorlesungen und Seminare zu Autorinnen werden fast ausschließlich von Dozentinnen abgehalten und von Studentinnen besucht.[6]Darüber hinaus zeigt sich eine Tendenz von Kritikern, über bereits kanonisierte Autor(_inn)en zu schreiben, weil dies eine Erhöhung des eigenen symbolischen Kapitals bedeutet. Neben dem bereits besprochenen Geschlechterverhältnis schlägt sich dies auch in der geschlechtlichen Konnotation bestimmter Genres nieder. Besonders deutlich ist dies im Bereich der Kinder- und Jugendliteratur: Während der Anteil der von Männern verfassten Rezensionen von Büchern aus diesem Genre bei 1,5% liegt, macht er bei Kritikerinnen beinahe ein Viertel der besprochenen Texte aus.
Verantwortlich dafür ist die gesellschaftlich geschlechterspezifische Arbeitsteilung, die den Bereich der Care-Arbeit weiblich besetzt, und das in dem Ruf der „niederschwelligen Pädagogik“ resultierende niedrige Prestige des Genres.[7]
2. Abgrenzung vom Weiblichen
Eine weitere Strategie, welche Männlichkeit im Literaturbetrieb als Norm festsetzt besteht in der explizit verbalisierten Abgrenzung vom Weiblichen bzw. Allem, was damit assoziiert wird. In der Literaturkritik sind bestimmte Texteigenschaften geschlechtlich codiert. Während männliches Schreiben als analytisch, distanziert und rational gilt, wird weibliches Schreiben mit Uneindeutigkeit, Empathie und Emotionalität assoziiert und somit in den Bereich des Trivialen/Kitschigen und des Unliterarischen abgeschoben, von dem sich Kritiker zu distanzieren suchen.[8] Als Beispiel führt Schuchter unter anderem Rainer Oschmanns Rezension von Joyce Carol Oates an:
Diese Ambivalenz macht Joyce Carol Oates auch in diesem Band zu einer Autorin, die Frauen wahrscheinlich mehr anspricht als Männer. Meine Frau zeigte sich sehr angetan von den Schwingungen der Unentschiedenheit und Andeutung, der Ahnung und Befürchtung, die Oates‘ Frauen – häufig von Missachtung, Abstieg, offener oder unklarer Gewalt bedrohte Frauen – umgeben. So manchem Mann, der Rezensent nimmt sich hier nicht völlig aus, mag solches Raunen zu wenig Eindeutigkeit, Erkennbarkeit und Entschiedenheit haben.[9]
In ihrer Analyse von Oschmanns Rezension zeigt sie, wie sich dieser in Abgrenzung zu Oates Polyvalenz als rationaler („richtiger“) Mann positioniert und den Text als Laien-/„Frauenliteratur“ abstempelt, die kaum eine männliche Leserschaft erreichen wird, mehr noch kategorisiert er potenzielle Leser implizit als „unmännlich“, da für sie die als männlich verstandenen Eigenschaften „Eindeutigkeit, Erkennbarkeit und Entschiedenheit“ wenig Bedeutung zu haben scheinen. Auf diese Weise generiert der Kritiker „seine Männlichkeit […] in Abgrenzung zu einer weiblichen Ästhetik, die er aus dem Geschlecht der Autorin ableitet“, eine Strategie zu der auch das dezidierte Nichtbesprechen der Texte von Frauen zählt.[10] Schuchter bezeichnet Literaturkritik deshalb als „performatives Männlichkeitsritual“, in dessen Rahmen der Kritiker seine eigene Virilität performativ darstellen kann, welches die eigene Abgrenzung/Abwertung bzw. den Ausschluss von Literatur von Frauen, vor allem feministischen Texten bzw. Werken aus weiblich konnotierten Genres erfordert.[11] Insbesondere patriarchatskritische Veröffentlichungen, werden aus diesem Grund von den Rezensenten trivialisiert und diffamiert, deren Leser_innenschaft herabgewürdigt.[12]
3. Virile Maskulinitätsinszenierungen
Als letzte Strategie führt Schuchter die (physisch oder intellektuell) virile Maskulinitätsinszenierung von Akteuren des Literaturbetriebs an. Während die Einordnung von Schriftstellern in diese Maskulinitätsdiskurse bereits vielfach diskutiert wurde, ist jene von Literaturkritikern bislang noch unbeachtet geblieben.[13]
Anhand dieser Praktiken zeigt Schuchter, dass die Bewertung literarischer Werke trotz des postulierten Anspruchs auf Objektivität nicht neutral ist, sondern von außerliterarischen Faktoren wie dem Geschlecht der schreibenden Person beeinflusst wird, mit weitreichenden Folgen:
- Ein Blick auf die Liste der Literaturnobelpreisträger_innen zeigt, dass bis dato nur 11% der Preise an Frauen vergeben wurden.[14]
- Das Verhältnis der jährlichen Neuerscheinungen der von Männern und Frauen verfassten Texte wirkt auf den ersten Blick mit 60:40 zwar relativ ausgeglichen, je höher das Prestige eines Verlags jedoch ist, desto weniger Bücher von Frauen werden dort publiziert. Seiferts 2019 veröffentlichte Studie zu den Frühjahrsverlagsprogrammen ergab, dass bei Suhrkamp 37%, bei Kiepenheuer & Witsch 33%, bei Fischer 27% und bei Hanser sogar nur 22% der Neuveröffentlichungen von Autorinnen stammten.[15] Auch hier wird ersichtlich, dass das Qualitätsargument nicht überzeugt: „Wenn ein Verlagsprogramm zu 80% aus weißen Männern besteht, dann haben Hautfarbe und Geschlecht bei der Auswahl eine Rolle gespielt – nur eben unbewusst.“[16]
- Noch größer ist der Unterschied im Hinblick auf die Anzahl der Handbücher, die zu Literaturschaffenden herausgegeben werden – nämlich 88% zu Autoren und 12% zu Autorinnen – sowie auf jene der von Männern und Frauen verfassten Gedichte in Anthologien, wobei hier oftmals ein Verhältnis von 90:10 besteht.[17] An diesen Zahlen lässt sich zeigen, dass zu den Werken von Autorinnen disproportional weniger geforscht wird, als zu jenen ihrer männlichen, als bedeutender geltenden Kollegen und dass Frauen im Kanon nach wie vor unterrepräsentiert sind.
Diese Praktiken sind einerseits in der geringen Wertschätzung gegenüber Autorinnen begründet, verstärken diese andererseits aber wiederum ihrerseits, wie Martina Wernli (»Figuren der Umkehrung. (Gegen-)kanon, Auszählen und Gender in sozialen Medien«, 2021) resümiert: „[D]urch Publikationsstrategien und -praktiken [werden] Frauen noch immer zum ›Anderen‹ gemacht“.[18] Das niedrige Prestige ihrer Werke resultiert nicht zuletzt in einer ökonomischen Benachteiligung: Laut einer Studie der Künstlersozialkasse verdienen Künstlerinnen in Deutschland um ein Drittel weniger als ihre Kollegen.[19]
Die höhere Wertschätzung von Autoren und ihren Werken wird bereits im Schulunterricht anerzogen, wie ein Blick auf die Lehrpläne und Leselisten zeigt, auf denen oftmals kein einziges Buch einer Autorin zu finden ist und die die folgende Botschaft vermitteln: „Erzählen ist männlich, was ihr kennen müsst, ist die Welt, wie Männer sie sehen, wie Männer sie einschätzen“:[20]
Während Mädchen von klein auf darauf trainiert sind, männliche Perspektiven einzunehmen, sowohl reale als auch fiktive, sprich Erzähler- und Figurenperspektiven in Filmen, Serien, Büchern, Comics usw., werden Jungen kaum mit weiblichen Perspektiven und Erfahrungen konfrontiert bzw. – positiver formuliert – wird ihnen diese Möglichkeit weniger geboten oder als wünschenswert erachtet.[21]
Beide beginnen, männliche Ausdrucksformen, Themen und Perspektiven als höherwertig einzuschätzen und zu imitieren, da es an weiblichen Vorbildern fehlt.[22] Die ungleiche Zusammenstellung (nicht nur schulischer) Kanones wird neben dem bereits zitierten Qualitäts-Argument über jenes gerechtfertigt, dass Frauen in der Vergangenheit weniger geschrieben hätten als Männer. Dass vielen Menschen auf Nachfrage maximal zwei bis drei Autorinnennamen nennen können liegt jedoch vielmehr daran, dass viele Schriftstellerinnen (wie auch Komponistinnen, Malerinnen und andere Künstlerinnen) in Vergessenheit geraten sind, weil es keine aktiven Bemühungen gab/gibt, sie in Erinnerung zu behalten. Dies äußert sich daran, dass die Werke von Autorinnen weniger bzw. anders besprochen und schlechter erforscht wurden/werden als die von Autoren. In der Literaturgeschichtsschreibung, die bis heute eine männerdominierte Domäne ist, erhielten/erhalten sie signifikant weniger Raum als ihre männlichen Kollegen – so sind in der 2018 erschienenen Neuauflage der »Deutschen Literaturgeschichte« des Metzler-Verlags lediglich 18% Autorinnen verzeichnet (in der Erstauflage von 1992 waren es noch keine 10%).Somit wurden/werden sie schlechter kontextualisiert und kanonisiert und sind deshalb an den Lehrplänen an Schulen und Universitäten, aber auch in den Regalen von Bibliotheken und Buchhandlungen unterrepräsentiert und werden auf diese Art und Weise ihrer Sichtbarkeit beraubt.[23] Seit jeher fand die Tätigkeit von Autorinnen keine Wertschätzung, sondern war als unweiblich verpönt, weshalb diese dazu gezwungen waren, im Geheimen zu arbeiten oder anonym oder unter Pseudonym zu veröffentlichen. Ihre Werke wurden, wie etwa im Fall von Sophie von La Roche, nicht als „Literatur im eigentlichen Sinne“, sondern als „nützliche Unterhaltung“ für Frauen bezeichnet und damit den Bereichen Trivialität oder Tendenz zugeordnet, was ihre Kanonisierung verhinderte. Literatur, die spezifisch weibliche Lebenswelten behandelt, wurde und wird bis heute als Nischenthema kategorisiert und keine allgemeine Relevanz zuerkannt. Innovative Darstellungsweisen oder der Anschluss an Traditionslinien weiblichen Schreibens wurden/werden von der Literaturkritik nicht erkannt oder ignoriert und als fehlerhaft dargestellt.[24] Insofern ist der Begriff des „Vergessens“ ein zutiefst euphemistischer: Vielmehr handelt es sich bei dem Umgang mit den Werken von Autorinnen um ein aktives Unterlassen, Ignorieren und Ausschließen. Dem Literaturwissenschaftler Todd McGowan zufolge ist diese Unterdrückung weiblicher Stimmen auf eine Vermeidung der Auseinandersetzung mit der Unterdrückung der Frau und des Übernehmens gesellschaftlicher Verantwortung zurückzuführen.[25] Das erklärt auch, weshalb, wie bereits am Beispiel von Emily Brontë veranschaulicht, bei der Rezension von Texten von Autorinnen oft außerliterarische Aspekte, wie deren Äußeres oder Lebensumstände in den Vordergrund gerückt werden, sodass das Werk selbst in den Hintergrund tritt und als zweitrangig erscheint.[26] Diese Strategie ermöglicht es auch, die Autorinnen dahinter persönlich anzugreifen, mit dem Ziel, sie einzuschüchtern, lächerlich zu machen und aus der intellektuellen Öffentlichkeit zu vertreiben – kurz gesagt: sie zum Schweigen zu bringen. Nicht umsonst wird besonders feministische oder andere gesellschaftskritische Literatur von Frauen oftmals mit vernichtenden Urteilen überhäuft, den Schreibenden die Fähigkeit zu schreiben bzw. zu denken abgesprochen. Es sind dies, so Seifert, misogyne Praktiken, die auf mangelnder Empathie, Geringschätzung und Ausgrenzung Frauen gegenüber basieren und in sexualisierter Gewalt und Femiziden kulminieren und denen entschieden entgegengearbeitet werden muss.[27]
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass weibliches Schreiben von der Literaturkritik seit jeher systematischer Unterdrückung ausgesetzt ist, indem
- Autorinnen die Fähigkeit zu schreiben abgesprochen wird bzw. infrage gestellt wird, ob sie ihre Texte selbst verfasst haben
- Autorinnen und ihre Werke lächerlich gemacht, Gegenstände weiblichen Schreibens als (für Männer) uninteressant und wertlos hingestellt und die Werke minder gewerteten Arten und Gattungen von Literatur zugeordnet werden
- Autorinnen vom Kanon bzw. aus Curricula ausgeschlossen werden bzw. als Ausnahmeerscheinung markiert werden und weibliche Traditionslinien in der Literaturgeschichte übersehen werden.[28]
Qualität, so lässt sich aus den obigen Ausführungen schließen, bemisst sich also nach einem von Männern geprägten Literatur- und Kulturverständnis. Wer angibt, Schreibende nicht aufgrund ihres Geschlechts fördern zu wollen, tut tatsächlich genau das und unterstützt jene Männer, die ohnehin bereits von den sexistischen Strukturen des Literaturbetriebs profitieren. Was also ist zu tun? Welche Strategien und Maßnahmen können ergriffen werden, um der Benachteiligung von Autorinnen entgegenzuwirken? Seifert schlägt vor, Quoten für Stipendien und Zuschüsse einzuführen, Care-Arbeit verrichtende Schreibende besonders zu unterstützen und öffentliche Förderungsgelder an Verlage unter den Gesichtspunkten Parität und Bibliodiversität zu vergeben. Weiters fordert sie eine Kanon- und Lehrplanreform an Schulen und Universitäten sowie ein gezieltes Bemühen um die Wiederentdeckung vergessener/verdrängter Autorinnen, wie sie in den USA bereits vorgelebt wird. Da es sich bei den ungleichen Verhältnisse in der Literaturkritik um ein strukturelles Problem in einem sich selbst erhaltenden Kreislauf handelt, lässt es sich auch nur mit strukturelle Veränderungen bekämpfen, welche nur dann zu erreichen sind, wenn Verlage, Redaktionen, Kultusministerien aber auch Leser_innen gemeinsam an diesen arbeiten.[29]
Literaturverzeichnis:
Pohl, Peter C. u. Veronika Schuchter: Ausweitung einer Kampfzone. In: dies. (Hg.): Das Geschlecht der Kritik. Studien zur Gegenwartsliteratur. München: edition text + kritik 2021, S. 7-21.
Schuchter, Veronika: Adam und Eva der Literaturkritik. Literaturkritik als Männlichkeitsdiskurs. In: dies. u. Peter C. Pohl (Hg.): Das Geschlecht der Kritik. Studien zur Gegenwartsliteratur. München: edition text + kritik 2021, S. 46-64.
Seifert, Nicole: Misogynie in der Literaturkritik: Wie Autorinnen besprochen wurden und werden. In: Peter C. Pohl u. Veronika Schuchter (Hg.): Das Geschlecht der Kritik. Studien zur Gegenwartsliteratur. München: edition text + kritik 2021a, S. 80-93.
Seifert, Nicole: Frauenliteratur. Abgewertet, vergessen, wiederentdeckt. Köln: Kiepenheuer & Witsch ²2021b.
Wernli, Martina: Figuren der Umkehrung. (Gegen-)kanon, Auszählen und Gender in sozialen Medien. In: Peter C. Pohl u. Veronika Schuchter (Hg.): Das Geschlecht der Kritik. Studien zur Gegenwartsliteratur. München: edition text + kritik 2021, S. 177-195.
[1] Unseld zit. n. Schuchter 2021: 151
[2] Vgl. Seifert 2021b: 131, 151f.
[3] Vgl. Seifert 2021b: 151, 153, 158f., Pohl/Schuchter 2021: 19
[4] Schuchter 2021: 46, vgl. ebd.: 47
[5] Vgl. Schuchter 2021: 50
[6] Vgl. Seifert 2021b: 20, 23
[7] Vgl. Schuchter 2021: 50f.
[8] Vgl. Seifert 2021a: 82f.
[9] Oschmann zit. n. Schuchter 2021: 54
[10] Schuchter 2021: 54, vgl. ebd.: 53
[11] Pohl/Schuchter 2021: 19
[12] Vgl. Schuchter 2021: 46f., 53-56, 63
[13] Vgl. Schuchter 2021: 56f.
[14] Wernli 2021: 180
[15] Vgl. Seifert 2021b: 36
[16] Ebd.: 38
[17] Vgl. Wernli 2021: 185
Die Zahlen zu den Handbüchern beziehen sich auf sämtliche bis zum Jahr 2021 bei Metzler und de Gruyter erschienenen Publikationen. Als Beispiel für Gedichtanthologien führt Wernli Dietrich Bodes im Reclam-Verlag erschienene »Deutsche Lyrik« an, in der von den 132 abgedruckten Gedichten nur 12 von Frauen stammen.
[18] Wernli 2021: 186
[19] Vgl. KSK zit. n. Seifert 2021b: 166
[20] Seifert 2021b: 41
[21] Schuchter 2021: 50
[22] Vgl. Seifert 2021b: 41, 53
[23] Vgl. Seifert 2021b: 27, 48, 61f.
[24] Vgl. ebd.: 65f., 92f.
[25] Vgl. McGowan zit. n. Seifert 2021b: 97
[26] Vgl. Seifert 2021b: 27
[27] Vgl. Seifert 2021a: 83-87, 89, 91, vgl. Seifert 2021b: 27, 176f.
[28] Vgl. Russ zit. n. Seifert 2021b: 12f.
[29] Vgl. Seifert 2021b: 170f., 174f., 177