Gewinnerinnen 2022

Wir freuen uns die Gewinnerinnen der Ausschreibung “WeissNet 2022” bekannt zu geben. Hier werden nach und nach, in völlig ungeordneter Reihenfolge, die Gewinnerinnen mit einer kurzen Beschreibung bekannt gegeben.

Julia Knaß

lebt und schreibt in der Steiermark, Mitgründerin des Literaturheftes „mischen“ und Teil des Druckkollektivs „risograd“ (Schaumbad – Freies Atelierhaus Graz). Gemeinsam mit Klaus Stoertebeker organisiert sie seit 2022 die Lesereihe „zusammen lesen“ in Graz und engagiert sich für das Netzwerk der unabhängigen Literaturzeitschriften (NULZ). Letzte Veröffentlichungen: „Ein Pferd verdurstet im Erdbeerland“ (Doombot, gemeinsam mit Thomas Hainscho, Sukultur 2022), „Ist das 1 Literatur“ (gemeinsam mit Anna Neuwirth, Sukultur 2021). Mehr Infos auf abwesenheitsnotizen.at

Über den Text:

Minzwelten beschäftigt sich mit Care-Arbeiten und Zusammenhalt unter Schwestern. Diese kümmern sich um die Pflege ihrer Großeltern, das Haus und einander. In Erinnerungen, Träumen und Vorstellungen von der Zukunft, die ineinander übergehen und so die chronologische Reihenfolge des Textes auflösen, erzählt die namenlose Ich-Figur von ihren Leben, den Strukturen und Verhaltensweisen, die von einer Generation zur nächsten gereicht werden und von einem möglichen Ausbrechen aus denselben.

Jennifer Sommer

Kyjiv – Textausschnitt

„Sie hat vor ein paar Tagen ein Foto ihres Nachtlagers gepostet. Ein notdürftiger Schlafplatz, aufgeschlagen in einer der vielen Metro-Stationen von Kyjiv die zu Schutzbunkern umfunktioniert wurden. Auf dem Bild sind zwei Schlafsäcke zu sehen. Der Schlafsack ihrer vier Jahre alten Tochter ist sofort zu erkennen. Dort liegt ein buntbedrucktes Kissen wie es auch im Zimmer meiner Tochter zu finden ist.“

Über die Autorin:

Jennifer Sommer, geboren 1983 in Ost-Berlin, lebt und arbeitet in Wien. Nach jahrelangem beruflichen Ghostwriting veröffentlichte sie im Herbst 2021 ihre erste Kurzgeschichte “Spiel unter Freunden” (Litac Verlag, Schweiz).

Katharina Levashova

ist klassisch gewöhnlich außergewöhnliche Frau, wie man sie täglich auf der Straße trifft. Drei Kinder, Vollzeitjob im Gesundheitswesen, ein vollgepacktes Leben und ein Traum: Die Schriftstellerei.

Der eingereichte Beitrag zeigt einen Ausschnitt aus einem Arbeitstag. Die Protagonistin ist überarbeitet, müde und blutet. Neben zahlreichen sozialpolitischen und systemischen Defiziten zum Bild der Frau in Österreich und auf der ganzen Welt, verblasst ein Thema ohne rohe Gewalt oder sichtbare Benachteiligung. Dabei beeinflusst die Monatsblutung zahlreiche Frauen gewaltig. Neben tatsächlichen, schmerzhaften Krankheitsbildern, bringt die Periode auch bei gesundem Zyklus seine Begleiterscheinungen mit sich: Kopfschmerzen, Überempfindlichkeit, Spannungsgefühl in der Brust, sind nur einige Beispiele. Wir Frauen kennen das und stehen monatlich darüber. Niemand merkt etwas, wir funktionieren. Die Autorin hat den Text verfasst, um aufmerksam zu machen und daran zu erinnern, gut auf sich zu achten (und gerne auch darüber zu sprechen).


 

Niederberger Lisa-Viktoria

“Alles anzünden” entstand als Text für eine Benefizlesung. Die Autorin und Radiomacherin Magdalena Stammler hatte mich gemeinsam mit den Kolleg*innen Barbara Rieger und Matthias Gruber zum feministischen Kampftag 2022 nach Ebensee/OÖ eingeladen, um dort Spenden für die Errichtung eines Frauenhauses im Salzkammergut zu sammeln. Für diese Lesung hatte ich die Miniatur noch mit “Rudi” betitelt, aber irgendwann danach war mir dieser Fokus auf den Täter zuwider und ich hoffe, dass der neue Titel das ins Licht rückt, was mir im Text am wichtigsten ist, nämlich der Emanzipationsprozess der Protagonistin. Sie überwindet sich, legt die Scham ab und kann endlich ihrer Freundin von den Gewalttaten erzählen, die sie in ihrer Beziehung durch Rudi erlebt hat und kommt aus der angstvollen Starre in die Wut und dadurch ins Handeln. “Alles Anzünden” erzählt aber auch von Verantwortung und Sorge unter Freundinnen und davon, dass der schwerste Weg, in diesem Fall zu einer Polizeistation, gangbarer wird, wenn jemand da ist, dem man vertraut.

Regina Rechstein

Ihr Text beschäftigt sich mit geschlechtsspezifischer Identitätskonstruktion, die von klein auf mit Spielzeug beginnt. Der weibliche Körper als Baustelle, um neues Leben zu schaffen oder daran zu scheitern. Wo hört das tierische Erbe auf und ab wann manifestieren Genderkonstruktionen einen biologischen Mutterinstinkt, denn wir laut Simone de Beauvoir nicht haben? Um diese Fragen zu klären, braucht es eine feministische Agenda und gesellschaftspolitische Diskussionen, die alle Geschlechter mit einbezieht.

Nina Perendi

1997 in Salzburg geboren, hat Nina Perendi in Wien Lehramt studiert. Nachdem sie längere Zeit in Rom verbracht hat, lebt sie heute wieder in der Mozartstadt, wo sie Deutsch unterrichtet und ihren Master in European Union Studies macht.
Immer schon stellt sie sich Fragen zum Erwachsenwerden und zu den Bedeutungsimpliktionen von Sprache, wie wir sie jeden Tag verwenden – wie die Hauptperson der Kurzgeschichte eigentlich. Der Text begleitet eine Frauenfigur beim Erwachsenwerden und stellt implizit Fragen zu Sprache, sozialem Status und Liebe. Dabei ist er von wahren Begebenheiten inspiriert.

Magdalena Stammler

ist geboren in Wien und lebt mit Familie in Oberösterreich. Sie arbeitet als Radiomacherin und freie Autorin. In ihren künstlerischen Arbeiten widmet sie sich immer wieder der Frage, wie sich das Leben als Feministin mit dem Leben als Mutter am Land vereinen lässt.

Mein Text “Nur eine Schokolade” erzählt von der Entfremdung einer Frau von ihrem eigenen Kind. Mutterschaft ist zutiefst ambivalent – und unsere Gesellschaft will nichts davon wissen, die will nur liebevoll-gebende, glückliche Mütter oder die eiskalt-bösen. Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen. Mein Text will dieser Ambivalenz Raum geben und sie spürbar machen.

Mercedes Spannagel

geboren am 12.09.1995 in Wien, lebt in Wien/Berlin. Zuletzt Literaturpreis der Arbeiterkammer Oberösterreich 2021. 2022 Aufenthaltsstipendium am LCB und Start-Stipendium für Literatur für die Arbeit an neuen Texten. Der Debütroman „Das Palais muss brennen“ erschien im Herbst 2020 bei Kiepenheuer&Witsch und war nominiert für den Österreichischen Buchpreis in der Kategorie Debüt.
Ein paar Zeilen über den Text:

GEORGE thematisiert die Schwierigkeiten einer Frau, im Kunstbetrieb zu reüssieren – es ist 2022 noch Realität, dass gegen viele berühmte Künstler, nur wenige Künstlerinnen bekannt bzw. in Museen ausgestellt sind. GEORGE arbeitet in ihrer Kunst (und vor allem auch im Kollektiv) daran, Menstruation zu enttabuisieren. Vermutlich ein wichtiger Schritt für die Gleichstellung aller Menschen ist, schambefreit über körperliche Themen sprechen zu können. Ein Verschweigen und Verheimlichen der Zyklen, die täglich, monatlich, jährlich Leben beeinflussen, ist sicher auch ein Grund für bestehendes Ungleichgewicht (oder dadurch bedingt?). Ich sehe es als wichtige Entwicklung, dass starke Frauenfiguren in Romanen/in der Literatur zunehmen, denn ich meine, dass Literatur die Möglichkeit (auch gerade im Unterhaltungsbereich) besitzt, ein Umdenken zu beeinflussen.

Anna Ladurner

1975 in Innsbruck geboren. Hat in Innsbruck, Madrid und Wien Germanistik und Hispanistik studiert und in unterschiedlichen Ländern (Brasilien, Vietnam, Albanien,…) und Institutionen (von der Universität bis zur Justizanstalt) Deutsch als Fremd- und Zweitsprache unterrichtet. War dann – wieder reisend und unterrichtend – im Menschenrechts- und Flüchtlingsbereich tätig (UNHCR, ÖRK). Lehrt nun autobiographisches, expressives, wissenschaftliches und berufliches Schreiben in Wien. Publiziert in Literaturzeitschriften und arbeitet an ihrem ersten Roman.
Der Text „Herzschlag“ dokumentiert eine Abtreibung.
Er verzeichnet was geschieht.
Und verzichtet. Auf Gefühlsbeschreibungen, Erklärungen, Rechtfertigungen.
Diese Reduktion eröffnet Freiräume.
Für unterschiedliche Lesarten.
Vielleicht auch für die Geschichten der Leser*innen, die die Leerstellen des Textes füllen und diesen vervollständigen.

Britta Badura

(geb. 1980) lebt und arbeitet in Graz. Sie ist als Autorin, Schreibwerkstättenleiterin und im Theaterbereich tätig. Als Patchworkmutter von fünf Kindern im Alter von elf bis fünfzehn Jahren wurde sie in den Zeiten der Lockdowns in eine absurde und ambivalente Versorgungs- und Unterstützungslage geworfen, die sie in diesem Text (ansatzweise) verarbeitet hat.

Judith Hanould

Bleibt:

Ich selbst bin mit 28 Jahren zum ersten Mal am Meer gewesen. Aber ich stellte mir vor, wie es gewesen wäre, wenn ich mich schon als Teenie am Strand in der Sonne geaalt hätte und dieser unglaublich hübsche und braungebrannte Casanova will ausgerechnet mich näher kennenlernen. Und ich führte mir das Leben von Antonia Buddenbrooks vor Augen. Ihre Familie war vermögend und sie konnte am Strand promenieren. Doch Tony selbst war ohne Rechte und ohne Eigentum auf das Wohlwollen ihres Bruders angewiesen. Aber nicht weil sie dumm oder faul gewesen wäre. Es genügte eine Frau zu sein. Zur Ehe gezwungen, vergewaltigt und später als Geschiedene degradiert. Das ist unser tief vergrabenes Erbe.

Über A-Laute und O-Töne:

Zu diesem Text hat mich das Studium der Phonetik angeregt. Und natürlich durch diverse OA, an denen ich wachsen durfte.

Laufen gelernt:

Der Text stellt auf körpersprachlicher Ebene die umfangreichen Herausforderungen einer heranwachsenden jungen Frau dar. Ist die Brust nun groß genug, um als attraktive Frau wahrgenommen zu werden oder wird sie plötzlich zur Zielscheibe verbaler Angriffe und gieriger Blicke? Und was tun, wenn plötzlich im Unterricht die Menstruation einsetzt? Wie fühlt sich eine Frau, deren eigener Körper sich zwei Wochen lang darauf vorbereitet, um ihr die coolste Pool-Party durch unerwartete Krämpfe zu versauen? Staksen wir manchmal deshalb so hilflos herum, weil wir Angst haben, unsere Lieblingshosen zu bekleckern? Wie angenehm ist da der Anblick eines ruhigen, starken, männlichen Körpers. Und plötzlich richtet sich diese männliche Kraft gegen uns. Auch ohne Patriachat ist das Heranwachsen einer Frau schwierig genug.
Zwei frauen:

Homosexualität und wiederverheiratete Geschiedene sind in der katholischen Kirche des 21. Jahrhunderts immer noch als Sünder:innen verdammt. Diesen angeblichen „Frevel“ kann, bzw. will die Priesterschaft nicht zulassen! Und dabei werden problemlos Mörder:innenn und Dieb:innen im Sakrament der Beichte ihrer Sünden entledigt und durch das Beichtgeheimnis geschützt, sogar Pädophile finden eine geschützten Zufluchtsort in der Kirche. Die Macht der Kirche und deren Diktat bestimmen immer noch unser Gesellschaftsbild. Es hat lange gedauert, bis die Kirche anerkennen musste, dass die Welt keine Scheibe ist. Wie lange soll es noch dauern, bis Homosexualität einfach selbstverständlich gelebt werden kann. Es ist doch nichts schöner, als Liebende zu beobachten.


 

Katharina J. Ferner

lebt als Poetin und Performerin in Salzburg. Sie ist als Redakteurin für die Literaturzeitschrift Mosaik tätig. Mit Kalinka Kalaschnikow organisiert sie die Lesereihe …das nackte Wort.
Zuletzt erschien der Gedichtband „Krötentage“ bei Limbus. www.kj-ferner.at
Der eingereichte Text „Menstruation“ ist aus dem Wunsch entstanden, ein oft nach wie vor ausgeklammertes Tabuthema in den Fokus zu stellen. Die Ich-Erzählerin hat ihre Periode und diese ist
mitbestimmend dafür, wie sich ihr Tag gestaltet. Diese Ausgangslage als Selbstverständlichkeit in eine literarische Erzählung mit hineinzunehmen, sehe ich als eine Möglichkeit für eine Erweiterung
der gängigen Perspektiven.

Nadine Bösch

Schonungsloser Einblick in sonst verborgene milchglasartig undurchsichtige Welten von Mutterschaft und Care-Arbeit.
Die (Schlag-) Worte und Bilder sprechen für sich. Gleichzeitig treten sie miteinander in Beziehung, kommunizieren, nehmen Abstand voneinander, gehen in Widerspruch, bilden einen Kontrast oder finden eine Annäherung. Genauso wie es im Leben bei Sehnsüchten, Spuren, Grenzen, Geburt und Mutterschaft passiert.
Ein sich verlieren, sich wandeln, sich erneuern und sich wiederfinden.
Ein dringliches, inneres dagegen anschreiben von äußeren Zuschreibungen und strukturellen Bedingungen.

Annette Böhler

Lesen war schon immer ihre Leidenschaft. Den Traum vom Schreiben hat sie sich erst viel später mit der Veröffentlichung ihres Debütromans 2015 erfüllt. Seit 2020 lebt sie als freie Autorin und veröffentlicht regelmäßig. Sie schreibt über aktuelle Themen und verpackt sie in Liebesgeschichten. Sie ist verheiratet und lebt mit ihrem Ehemann, den beiden Töchtern, Hund und Katze in Vorarlberg.
Zum Text:

„Wir brauchen neue Wörter für die neue Weiblichkeit. Wir brauchen ein Verständnis für Weiblichkeit, das Männlichkeit nicht zum Gegner oder Feindbild macht. Wir brauchen einen Feminismus, der nicht auf ein Recht pocht, aber sichtbar ist und auf Sichtbarkeit besteht.
In Wort, in Bild, in Gedanken und Tönen, vor allem aber in Gefühlen und Handlungen.“

Ingrid Jez

1979 geboren, lebt mit ihrer kleinen Familie in Wien und im Südburgenland, arbeitet leidenschaftlich gern als Juristin im Medizinrecht. Manchmal schickt sie die §§ auf Pause, widmet sich dem literarischen Schreiben, veröffentlicht in beiden Disziplinen ab und zu ein paar Zeilen.
Zum Text

Gewaltfantasien, die uns schmerzhaft vor Augen führen, dass die Wirklichkeit oft nicht klar abgrenzbar, reine Konstruktion ist, alle Übergänge fließend – sind nicht geschlechtergerechte Formulierungen und die Faust im blutigen Gesicht einer Frau vielleicht gar nicht so weit voneinander entfernt? Dies frägt der Text anfangs still, immer lauter werdend, ja irgendwann schreit er es hinaus in eine schrille, verwirrende Welt, in der gerade die Reaktionärsten oft die stylishsten Sneakers tragen und die Opfer nicht stumm auf ihre edlen Ritter warten – wer bitteschön, soll sich denn da noch auskennen?

Johanna Schmidt

Johanna Schmidt

Johanna Schmidt

Der Text “Vielleicht ist dann gar nichts” thematisiert die – im Grunde simple – Berechtigung, als Frau anwesend zu sein und unausgeglichene Beziehungen auch jederzeit verlassen zu können.
Mit Unterdrückung und sozialen Ungleichgewichten geht auch die Hoffnung einher, dass sich doch irgendwann etwas an der gegenwärtigen Situation ändert, dass ein Aufbegehren, eine Auflösung dieser Machtverhältnisse nur eine mögliche Folge hat: Nämlich keine. Vielleicht ist dann einfach mal nichts. Vielleicht können Frauen irgendwann einfach auf Missstände aufmerksam machen und sich aus patriarchalen Strukturen lösen, ohne negative Konsequenzen fürchten zu müssen. Ohne abgestempelt zu werden. Ohne sich einer fremdbestimmten Auseinandersetzung stellen zu müssen. Vielleicht können die Betroffenen doch irgendwann einmal gehen – einfach so.”
Geboren 1993 in Oberösterreich, Studium für Lehramt und Germanistik in Graz, momentane Basis in Wien. Veröffentlichungen in Literaturmagazinen (DUM, UND-Heft, mischen u.a.), Anthologien und intermedialen Projekten; Finalistin des Schreibwettbewerbs wir sind lesenswert 2021 und des Ö1-Hörspielwettbewerbs Track5‘ 2022.
Schreiben ist Sprachrohr und Selbsttherapie – ein Insichgehen und Ausbrechen zu gleichen Teilen.

Maria Alraune Hoppe

Maria Alraune Hoppe

Maria Alraune Hoppe

In Düshorn, Deutschland, geboren, aufgewachsen in einer biologisch-dynamisch orientierten Familie in Schweden, Schulzeit in Kärnten, Studien Grafik / Design, Kunstgeschichte und Philosophie in München. Ausbildung zur Ergotherapeutin in Wien und dort langjährige Arbeit mit alten Menschen, Validationstrainerin nach Nao­mi Feil, Erwachsenenbildnerin, Leitung diverser Ausbildungslehrgänge. Lebt derzeit in Klagenfurt. Sie schreibt seit ihrer Jugend in verschiedener Form, meist heimlich, manchmal anlassbe­zogen: Lyrik, Prosa, Fachbeiträge, Märchen, Kurzgeschichten, Satire. Außerdem macht sie Dokumentarfilme wie etwa zum „Leben mit Alzheimerkranken“, Musikimprovisatio­nen und Electronic Music.

Nominierung beim Bleiburger Literaturwettbewerb 2018 mit der Erzählung »Oreti«. Eigene Bücher: »Tinte im Weißwein«, Erzählband, 2017; »Auf der Suche nach Man. Im Schatten des zeitlosen Seins«, Roman, 2019 und „Die Wundersammlerin“, Roman 2022.

Homepage: www.mariaalraunehoppe.at

Zum eingereichten Text:

Einblicke in gesammelte Alltagsszenen, in welche Frauen geraten können – voll innerer und äußerer Spannung.

Eva Surma

geboren in Graz, lebt und arbeitet in Triest und Leibnitz. Mit sechs weiteren Frauen hat sie „Die Farbe sieben“ im Soral Verlag veröffentlicht. Eva Surma ist passionierte Netzwerkerin und Leserbriefschreiberin. Den verein-freiraum und die Frauenberatungsstelle Leibnitz hat sie 2005 mitbegründet und bringt sich dort als Sprachtrainerin für Deutsch als Fremdsprache und als feministische Beraterin ein.
Der eingereichte Text ist aus langjähriger Beratungsexpertise entstanden. Eine öffentliche, politische und wertschätzende politische Agenda braucht es allein schon deshalb, weil es allen Geschlechtern möglich sein muss, ihre Lebensentwürfe zu verwirklichen. Selbstwert und Gleichstellung müssen unabhängig von Alter, Geschlecht und sozialer Zugehörigkeit allen Menschen erfahrbar und erlebbar sein. Wie wollen wir die anstehenden Probleme unseres Zeitalters lösen, wenn immer noch darüber diskutiert wird, ob 52% der Bevölkerung in allen öffentlichen Gremien und natürlich auch in der Literatur vertreten sein sollen?
Eva Surma


 

Margit Heumann

Geboren und aufgewachsen in Vorarlberg, lebte im In- und Ausland, auf dem Land und in Großstädten, derzeit in Nürnberg und Hamburg. Arbeitete als Fremdsprachensekretärin, beim Zirkus, im Buchhandel, mit Islandpferden, in der Flüchtlingshilfe, für Publikumszeitschriften, seit 2007 als freie Autorin. Zahlreiche Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften und Anthologien, Einzelpublikationen im Sachbuch- und Belletristikbereich.

Zum Text

„… und Augen zu beide und schweben auf Tönen, das ist der Moment des Verliebens und jung wie sie sind, ahnen sie nicht, dass Verlieben auch Sich-Verlieren bedeuten kann.“
Allzu leicht werden im Überschwang jugendlicher Verliebtheit patriarchalische Fallstricke übersehen. Zunächst unbewusst und unbemerkt rumoren sie im Untergrund. Subtile Andeutungen, die nebulöses Unbehagen auslösen, steigern sich zu inakzeptablen Ansagen. Höchste Zeit, dass frau die Reißleine zieht und wieder sie selbst ist.

Mira Vokshi

ist Sozialarbeiterin und lebt in Wien. Mit einem Freund gründete sie kürzlich www.mitanderenworten.at, eine Agentur für Textdienstleistungen, Übersetzungen und intersektionale Analysen. Ihr Geburtsland Albanien verließ sie mit ihrer Familie während politischer Unruhen im Jahr 1999. Am liebsten schreibt Mira Vokshi über Beziehungen, Sexarbeit, Care-Arbeit, Mutterschaft und psychische Gesundheit/Erkrankungen.

Zum Text

Der eingereichte Text “FLR, female led relationship” stellt eine kurze Auseinandersetzung mit dem Thema “weiblich geführte Beziehung” dar und dem Einblick, den die Autorin in den letzten Monaten darin gewinnen konnte. Das Konzept der FLR gibt vor, Interessen/Bedürfnisse der Frau in einer (Liebes-)Beziehung im Fokus zu haben, Mira Vokshi sieht hier altbekannte patriarchale Strukturen versteckt und bekräftigt. Im eingereichten Beitrag reflektiert die Autorin die Themen Sexarbeit, Care-Arbeit und Mental Load.

Sabine Grohs

1968 geboren und in Bludenz und im Mon­tafon auf­ge­wach­sen. Sie studierte Kommunikationswis­senschaft und Musik in Wien. Dort arbeitete sie als Marketing- und In­ternet-Ex­per­tin in inter­na­tio­nalen Wer­beagenturen.
2014 kehrte sie der Hauptstadt den Rücken und in ihre Heimat Vorarlberg zurück. Da arbeitet sie in ihrem Marketing-Beratungsunternehmen „GrohsFORMAT“ und als Kulturmanagerin. Sabine Grohs lebt mit ihren drei Töchtern in Bludenz.
Nach zahlreichen Fach­pu­bli­ka­tio­nen erschien 2019 ihr erster Roman: „Außer Haus. Die Wirklichkeit ist eine Möglichkeit von vielen“ und 2021 „Dönz. So weit man weiß“.

Zum Text

Ich habe gerade ein Manuskript für einen Roman über eine Gewaltbeziehung fertiggestellt: einen Beziehungs-Thriller, der einen einzigen Tag im Leben einer Frau beschreibt. Dieser einzige Tag mit Rückblenden in ihr Leben zeigt das ganze Spektrum physischer und psychischer Gewalt und des Umgangs mit Situationen, die vielen von uns leider nur allzu geläufig sind.
„Donnerstag Morgen“ ist ein gekürzter Auszug einer Szene aus dem Roman. Mit dem Text möchte ich erlebbar machen, wie sich eine Kampfsituation mit einem Mann für eine Frau anfühlt – auch wenn die Protagonistin in dieser Szene letztlich „gewinnen“ lasse: Sieg ist auch das keiner, denn mit solchen Erinnerungen lebt man bis zum Tod. (Und im Roman ist natürlich dann auch wieder alles ganz anders, denn wer stirbt, stellt sich erst heraus).
Gewalt von (Ex-)Partnern gegenüber Frauen ist für mich schon seit Jahrzehnten ein Kern-Thema. Sie umfasst ein so weites Feld! Es geht nicht „nur“ um die „bsoffene Watschn“, auch nicht „nur“ um Erniedrigung und Demütigung, um „Mitmachen“ und „sich-nicht-trennen-Können“: für mich geht es um die Frau, um das, was sich während und nach der Gewaltattacke in ihr abspielt.
Vorausgesetzt, es ist (noch) kein Femizid: Ein blauer Fleck heilt. Manche Verletzung braucht länger, um zu heilen. Aber die seelische Wunde – von jemandem, den man liebt/geliebt hat, körperlich und/oder psychisch verletzt worden zu sein – die heilt meiner Meinung nach: nie.

Clementine Skorpil

geboren in Graz und auch dort aufgewachsen. Studium der Sinologie und Geschichte. Seit 2008 lektoriert und schreibt sie für die österreichische Tageszeitung „Die Presse“. Zusätzlich Lehrbeauftragte an der FH Wien. Sechs Romane, Erzählungen, Kurzprosa, Essays. Aufenthaltsstipendien unter anderem in Bad Vöslau, in Norddeutschland, Südtirol und Paliano, diverse Auszeichnungen für Kurzgeschichten und Auszüge aus Romanen, etwa zweimal Shortlist Münchner Kurzgeschichtenwettbewerb. 2019 Gewinnerin der Ausschreibung der Linzer Literaturzeitschrift „Die Rampe“ zum Thema „Linz“. Zuletzt erschienen: „Wo das Licht herkommt“, historischer Roman, Leykam. Im Frühjahr 2022: Kurzkrimi „Augentrost“, in der Anthologie „Radieschen von unten“, Residenz Verlag.

Zum Text

Es ist ein Volkslied, um das sich der Text rankt, und zwar das Lied „Was ist heut für Tag“. Darin wird vor allem erzählt, was am jeweiligen Wochentag gegessen würde. In dieser Geschichte sind die Wochentage Donnerstag bis Samstag relevant. So unscheinbar und unbedeutend wie das Lied ist auch die Frau, von der hier erzählt wird – jedenfalls in der Wahrnehmung der anderen. Diese Frau, namenlos im Text, hat einem Mann vertraut, dem sie nicht hätte vertrauen sollen. Nun wird ihre Pension auf das Existenzminimum gepfändet. Aus diversen Gründen landen Frauen immer noch in der Altersarmut, obwohl sie ihr Leben lang gearbeitet haben, sei es in einer Erwerbstätigkeit, sei es in Betreuungsfunktion, oft in beidem. Noch immer wird darüber zu wenig gesprochen. Frauen, die arm sind, machen sich selbst für ihr Versagen verantwortlich, auch weil häufig die Umgebung genau so reagiert: selbst schuld. Die Scham muss aufhören. Wir müssen reden: auch darüber, ob Frauen sozial und ökonomisch ausreichend abgesichert sind, und zwar in jeder Phase!

Lucie Bach

1976 wurde ich geboren und wuchs in einem norddeutschen Dorf auf. Seit geraumer Zeit schreibe ich. Bisher wurden Erzählungen von mir und auch ein Roman veröffentlicht. Mein Schreiben ist immer recht biografisch geprägt, aber normalerweise doch fiktional. Tatsächlich sind die Begebenheiten dieses Textes aber im März 2022, kurz nach Kriegsbeginn, genauso passiert. Die Stärke der geflüchteten Frauen hat mich tief beeindruckt und ihre Erzählungen haben mich in meinem Erleben stark geprägt. Oder wie es in der Langversion dieser Erzählung heißt: „Du kannst dich nicht abgrenzen, wenn du den Krieg ins Haus lässt. Der überrollt dich wie ein Panzer.“

Nicole Makarewicz

Nicole Makarewicz, geboren 1976 in Wien, Journalistin und Schriftstellerin. Veröffentlichungen: „Dein Fleisch und Blut“ (Thriller, Holzbaum 2018), „Jede Nacht“ (Erzählband, Seifert 2010), „Tropfenweise“ (Roman, Seifert 2009) sowie zahlreiche Publikationen in Literaturzeitschriften und Anthologien. Auszeichnungen: Münchner Kurzgeschichtenwettbewerb, Forum Land Literaturpreis, Fachjurypreis Mölltaler Geschichten Festival, Krimistipendium Tatort Töwerland etc. www.nicolemakarewicz.com

Frauen/Literatur

Das Prosagedicht thematisiert den misogynen Umgang mit Frauen in der Literaturbranche sowie die unterschiedlichen Maßstäbe, mit denen Werke abhängig vom Geschlecht der Verfassenden rezipiert werden.

Katharina Körting

ist freie Autorin und Journalistin in Berlin. 2021 erschienen u. a. „Kontakttagebuch“ (Kid Verlag Bonn) „Liquidierung der Vergangenheit“ (Geest-Verlag Vechta) und die Abtreibungsgeschichte „Margret & Fritz“ (e-Book bei VHV Berlin). Im selben Jahr erhielt die Autorin den Zweiten Preis der Achten Berner Bücherwochen. Für die Bieler Gespräche im Juli 2022 wurde sie mit einem Prosa-Text ausgewählt.

2019 erschien „Mein kaputtes Heldentum“ (Marta Press Hamburg, feministischer Verlag), ein Essay über die Leistungsgesellschaft aus weiblicher Sicht. 2018 kam der politische Roman „Rotes Dreieck“ (bei Kid) heraus.
Der eingereichte Beitrag über Pissoirs ist kein fiktiver Text, sondern rein dokumentarisch. Ich widme ihn meiner Schwester und meinen Töchtern und Söhnen. Ohne sie hätte ich ihn nicht schreiben können (und müssen). Und ohne sie wäre die Notwendigkeit von Veränderung weniger lustig.
Katharina Körting