Das EU Projekt “Gender Pay, Gender Show, Gender Pension” ist genehmigt und startet am 1.1.2024

Der Gender Pay Gap beträgt im österreichischen Kulturbetrieb rund 25%, der unbereinigte GAP 49,6%, das bedeutet, dass das Einkommen von Frauen, die einer künstlerischen oder kunstvermittelnden Tätigkeit nachgehen, um ein Viertel bis mehr als die Hälfte unter jenem ihrer männlichen Kollegen liegt.

Dies ist zum einen durch unbezahlte Care-Arbeit und damit verbundene Mehrfachbelastungen, zum anderen aber dadurch bedingt, dass ihre Werke geringer geschätzt und honoriert sowie seltener publiziert und gefördert werden als die von Autoren. Als Argument wird in der Regel vorgebracht, es werde lediglich die „literarische Qualität“ eines Textes beurteilt. Dieses lässt jedoch die sexistischen Strukturen außer Acht, die unsere gesamte Gesellschaft und damit auch die Kulturlandschaft geformt haben und weiterhin prägen und von denen manche Gruppen profitieren, andere jedoch benachteiligt werden.

Literaturkritik ist ein Machtdiskurs, der vom Geschlecht als gesellschaftlicher Leitdifferenz beeinflusst ist und in dem nicht nur literarische Qualität, sondern auch Werte und Machtpositionen verhandelt werden. Dies ist sowohl quantitativ als auch qualitativ belegbar: Drei Viertel der Rezensionen österreichischer Kritiker befassen sich mit den Texten von Autoren, während bei Kritikerinnen ein weit ausgeglicheneres Verhältnis herrscht, Autoren sogar ein minimaler Vorzug von 2% gegeben wird. Gleichsam werden die Werke von Frauen durch Kritiker anders besprochen als jene von Männern. Nicht nur wird der Fokus dabei häufiger auf außerliterarische Faktoren, wie das Aussehen oder den Beziehungsstatus der Autorin, gelegt, die Rezensionen sind auch dezidiert von misogynen Aussagen durchzogen, welche den Verfasserinnen die Fähigkeit zu schreiben absprechen, ihre Texte lächerlich machen oder Gegenstände weiblichen Schreibens als (für Männer) uninteressant und wertlos hinstellen und minder gewerteten Arten und Gattungen von Literatur zuordnen. Diese Praktiken haben weitreichende Folgen für Autorinnen, deren Werke seltener in prestigeträchtigen Verlagen publiziert oder mit Preisen oder Stipendien ausgezeichnet werden und die in der Regel schlechter erforscht werden, seltener Eingang in Literaturgeschichten finden und in der Folge in Vergessenheit geraten.

In diesem Sinne werden wir als IG feministische Autorinnen gemeinsam mit 3 Partnerinnen*organisationen ein kleines Kooperationsprojekt realisieren, in dessen Rahmen länderspezifische Berichte zur Rezeption und ökonomischen Situation von Autorinnen erstellt, die sexistischen Strukturen und Praktiken im Literaturbetrieb an die Öffentlichkeit getragen und Vorschläge für Maßnahmen zur EU-weiten Verbesserung der Lage von Autorinnen erarbeitet werden. Des weiteren soll eine Leseliste, bestehend ausschließlich aus den Werken von Frauen, für die Länder aller teilnehmenden Organisationen zusammengestellt und veröffentlicht werden, um insbesondere feministischen, sprach- und gesellschaftskritischen Autorinnen zu mehr Sichtbarkeit zu verhelfen. Ziel des Projekts ist es darüber hinaus, die internationale Zusammenarbeit feministischer/literarischer Organisationen zu fördern und ein weites Support-Netzwerk zum Austausch von Erfahrungen und Expertise aufzubauen. Wir freuen uns über Anfragen an support@igfem.at sowie Terminvorschläge für online-Treffen, um über eine mögliche Zusammenarbeit oder Vorschläge bzg. der Umsetzung des Projekts zu sprechen. Mehr Informationen zur ≠igfem und unseren Angeboten sind auf unserer Website zu finden: https://www.igfem.at.

IG feministische Autorinnen
Gerlinde Hacker
Dorothea Pointner

Website: www.igfem.at
E-Mail:
support@igfem.at