Gender Paper 2020 der IG feministische Autorinnen

Ergänzungen 2023: Kunst & Kultur: Rhetorische Emanzipation vs. gelebte Praxis
✓ Kunst- und Kultursektor ist nach Eigenverständnis vieler Akteur:innen Vorreiter
der Emanzipation und Gleichbehandlung
✓ Tatsächlich: Hohe Einkommensungleichheit, hoher Anteil prekär Beschäftigter
✓ Beispiel: Unbereinigter Gender Wage Gap liegt bei 49,6%(Q: Rechnungshof 2020)

Die Fakten für Literatinnen/Autorinnen sind:

  • Mittlerer Anteil des Einkommens aus literarischem Schaffen liegt bei 35%
  • Ökonomisches Bestehen und Fortsetzbarkeit einer regelmäßigen künstlerischen Tätigkeit neben einem „Brotberuf“ – kaum möglich
  • Gesichertes Einkommen bzw. Existenzsicherung oft nicht möglich
    => Selbstständigkeit im Prekär-Bereich
  • Kaum kostenlose oder kostengünstige multifunktionale Räume
    => dies verhindert oder erschwert:
    Schreibräume, Denk-Räume, ein Raum für sich
    Arbeits-/Probe-/Vernetzungs-/Austausch-/Aufführungsmöglichkeiten
    Räume für Denk/Lern/Bestärkung/ und Versuchslabor/Atelier
    Performances, gemeinsames Arbeiten, einander bestärken
  • Zu wenig Residencies, oft unzumutbare Bedingungen
    => Schwierige bis keine Kinderbetreuung, unzureichende Dotierung,
    keine Qualitätsstandards, Bandbreite von ideal bis Substandart, oft keine Betreuung
    generelle Schwierigkeit: Job muss gekündigt werden bzw. extreme Flexibilität ist gefordert
  • Mini-Pensionen oder gar keine Pensionen
    => Durch die Pensionsreformen der letzten Jahre wird Frauen die Pension bis zur Hälfte gekürzt. Altersarmut damit vorprogrammiert, ein generelles Problem, das häufig Autorinnen trifft

Gender Pay Gap:

  • Einkommen von Frauen aus künstlerischer bzw. kunstvermittelnder Tätigkeit um rund 25% unter jenen der Männer
  • Zu wenig Literatinnen/Autorinnen mit feministischer Haltung in (relevanten) Gremien Geringe Rotationen in den Gremien
  • Frauenanteil in Führungspositionen (Literatur/Einrichtungen/Medien) weit unter 50%
    => Frauen, zwar in kleineren Einrichtungen vertreten, entscheiden nur über einen winzigen Bruchteil des Gesamtbudgets
  • Zu geringe Frauenpräsenz (mit feministischer Haltung) in öffentlichen Einrichtungen/Politik
  • Zu wenige und zu niedrige Preise/Förderungen/Stipendien für Literatinnen/Autorinnen
  • Zu wenig finanzielle, mentale und emotionale Unterstützung im privaten, halb- und öffentlichen Bereich => #metoo
  • Mehrfachbelastung von Literatinnen/Autorinnen durch Kindererziehung und Care-Arbeit
  • Künstlerinnen sind im Vergleich zur Gesamtbevölkerung seltener Mütter
  • Frauenanteil bei Rezensionen verschwindend gering, Männer rezensieren Männer

Lösungsansätze für Literatinnen/Autorinnen:

  • Verstärkte Beratung und Unterstützung bei Subventions- und Projektanträgen
    => Coaching für mehr Erfolg
  • Unterbinden von Männerbünden, Rahmenbedingungen für Frauen verbessern (Bisher: Häufig Vergabe von Männern an Männer, die gut vernetzt sind)
  • => Transparenz bei Ausschreibungen=> mehr Rotation in Jurys, Überarbeitung der Besetzungsmodi
  • => Deutungshoheit: Hinterfragung des angewandten Ästhetikbegriffs
  • Literatinnen/Autorinnen als Einzelpersonen: Verstärkte Beratung bei Verlagssuche und Unterstützung bzw. Maßnahmen betreffend Würdigung ihrer Werke
    => Die neuen und “alten, weißen Männer“ werden in die erste Reihe gestellt, Frauen in die 2. oder 3. Reihe verwiesen.
    => Vermarktung immer wieder als „Junge, Newcomer“, vgl. #dichterdran, Wertschätzung erhalten Männer oft viel leichter. Die Autorin wird als „frisches junges Blut“ herabgewürdigt.
  • Verstärkte Beratung und Unterstützung / PR bei Lesungen und öffentlichen Veranstaltungen
  • Kostenlose oder kostengünstige PR, Öffentlichkeitsarbeit
  • Kostenlose oder kostengünstige Nutzung von multifunktionalen Räumen
  • Förderung für Übersetzungen, insbesondere feministischer Literatur
  • Ehrenpensionen für einkommensschwache Literatinnen/Autorinnen
  • Produktionskostenförderungen für Literatinnen/Autorinnen als Einzelpersonen
  • Rezensionen von und für Frauen mit feministischer Haltung fördern/durchsetzen
  • Vollzeitkindergarten auch für Teilzeitarbeitende

Gender Pay Gap verkleinern:

  • Installierung eines feministischen Verlags/Edition mit ausreichender öffentlicher Dotation, kostenlose oder kostengünstige multifunktionale Räume
  • Mehr Diversität in den Programmleitungen
  • Implementierung eines Soundingboard – als emotionale und mentale Unterstützung von Literatinnen/Autorinnen => Coaching-Tipps. Wichtiges Thema: sexuelle Belästigung, Abwertung, Ausgrenzung
  • Vernetzungsmöglichkeiten zum Literatinnen/Autorinnenaustausch, zur lokalen, nationalen und internationalen Vernetzung sind offensiv zu fördern, um der kulturpolitischen Arbeit von Frauen das nötige Gewicht zu verleihen.
  • Vermehrt Förderungen von feministischen Projekten, auch auf internationalem Niveau.
  • Allgemein: Entbürokratisierung von Ansuchen
  • Anpassung von Förderstrukturen und Förderinstrumenten auf die Lebens- und Arbeitsrealitäten von Literatinnen/Autorinnen!
  • Installierung von Frauen-Schreib-Labors => Wertschätzung der Literatur von Autorinnen
  • Installierung eines Monitoring Boards/ Instrumentes, um Ungerechtigkeit aufzuzeigen und in die Öffentlichkeit und Politik zu tragen, um Veränderungen zu beschleunigen
  • Offensive und ausreichende Förderung von feministischen Buchhandlungen und Bibliotheken
  • Förderung von feministischen Literatur- und Autorinnenvertretungen

Ergänzungen des Gender Paper 2020:

  • Förderung von Aus- bzw. Weiterbildungen für Autorinnen
  • Verlagstantiemen erhöhen auf ein dem Arbeitsaufwand verhältnismäßiges Niveau
  • Förderungen von Theorie- und Schreibgruppen mit feministischem Hintergrund/feministischer Haltung
  • Gender Pay Gap, Pensionen Pay Gap thematisieren und schließen!
  • Mehr Diversität in den Programmleitungen/Redaktionen von Verlagen/Medien, Förderung von Medien, Buchhandlungen und Verlagen an Gendergerechtigkeitskriterien binden
  • Berücksichtigung der fairen Repräsentanz, insbesondere auf der Führungsebene, und Frauenförderung als Kriterium bei der Vergabe öffentlicher Mittel
  • Daher gezielte Förderungen für Schriftstellerinnen/Literatinnen und Autorinnen mit feministischer Haltung.
  • Mehr Texte von Schriftstellerinnen und Autorinnen in “Lehr/Lesebücher“

Covid Maßnahmen:

Durch die Corona Krise und die kommenden sozialen und wirtschaftlichen Herausforderungen drohen eine Retraditionalisierung und eine Verstärkung bereits bestehender Benachteiligungen von Schriftstellerinnen/Literatinnen und Autorinnen.

  • Direkter Austausch von Betroffenen/FördergeberInnen und Politik mit der IGfemAT in geeigneten Kanälen um frauen/autorinnenrelevante Problem zu lösen (überproportionale Frauenarbeitslosigkeit, Altersarmut, geringe Arbeitslosenunterstützung)
  • Kein Ausschluss von Autorinnen, die Pensionen/Arbeitslosengeld oder andere Unterstützungen beziehen. Autorinnen können allein mit ihren Kleinstpensionen bzw. Kleinsteinkommen nicht überleben und sind daher gezwungen, weiterzuarbeiten.
  • Einführung einer bedingungslosen Mindestsicherung von € 1.400,- netto 14x im Jahr und ausreichende Zuwendungen bei Kinder- und Care-Verpflichtung
  • Schaffung von Präsentationsmöglichkeiten für bezahlte Präsentationen, vor allem auch Online Veranstaltungen (Workshops, Lesungen, Jour fixe)und mit Open Air Bühnen
  • Unterstützung bei der Übertragung von Veranstaltungen in die freien und öffentlich- rechtlichen Medien. Unterstützung bzw. Aufbau hinsichtlich der Nutzung dieser Möglichkeiten

Gender Paper der IG feministische Autorinnen:
Ausgangslage – Erstes Gender Paper 2019

Pay the artist now! Chancengleichheit, Gendergerechtigkeit im Literaturbetrieb

Forderungen/Lösungsansätze basierend auf den Studien L&R und Co aus den Jahren 2018 – Ein Update der Studie ‚Zur sozialen Lage der Künstler und Künstlerinnen in Österreich‘ und 2008 ‚Zur sozialen Lage der Künstler und Künstlerinnen in Österreich‘, sowie einer kurzfristigen Umfrage unter Literatinnen / Autorinnen / Schriftstellerinnen nach dem Internationalen Symposium FREIE SZENE – FREIE KUNST im Gartenbaukino am 8. und 9. April 2019. (pdf)

Die Fakten für Literatinnen/Autorinnen sind:

  • Mittlerer Anteil des Einkommens aus literarischem Schaffen liegt bei 35%.
  • Ökonomisches Bestehen und Fortsetzbarkeit einer regelmäßigen künstlerischen Tätigkeit ist – neben einem „Brotberuf“ – kaum möglich.
  • Gesichertes Einkommen bzw. Existenzsicherung ist nicht möglich.
    => Selbstständigkeit im Prekär-Bereich
  • Kaum kostenlose oder kostengünstige multifunktionale Räume
    => Atelier und schreiben, Performance, gemeinsam arbeiten, Vernetzung, einander bestärken, ein Raum für sich, Denk-Raum
  • Kaum Residencies bzw. unzumutbare Bedingungen
    => Keine Kinderbetreuung, unzureichende Dotierung, Bandbreite von super bis Schimmel-Wohnung und keine Betreuung, generelle Schwierigkeit: Job muss gekündigt werden bzw. extreme Flexibilität gefordert
  • Mini-Pensionen oder gar keine Pensionen
    => Generelles Problem

Gender Pay Gap:

  • Einkommen von Frauen aus künstlerischer bzw. kunstvermittelnder Tätigkeit liegen um rund 25% unter jenen der Männer.
  • Zu wenig Literatinnen/Autorinnen mit feministischer Haltung in relevanten Gremien
  • Frauenanteil in Führungspositionen (Literatur/Einrichtungen) weit unter 50%
    = > Frauen, zwar in kleineren Einrichtungen vertreten, entscheiden nur über einen winzigen Bruchteil des Gesamtbudgets
  • Zu geringe Frauenpräsenz in öffentlichen Einrichtungen
  • Zu wenige und zu niedrige Preise/Förderungen/Stipendien für Literatinnen/Autorinnen
  • Zu wenig finanzielle, mentale und emotionale Unterstützung im privaten und halb-/ öffentlichen Bereich => metoo
  • Mehrfachbelastung von Literatinnen/Autorinnen durch Kindererziehung
  • Künstlerinnen sind im Vergleich zur Gesamtbevölkerung seltener Mütter

Lösungsansätze für Literatinnen/Autorinnen:

  • Verstärkte Beratung und Unterstützung bei Subventions- und Projektanträgen bzw. Vergabe nicht an Freunde, Freunderl-wirtschaft/Vetternwirtschaft, Rahmenbedingungen für Frauen verbessern (Bisher: Häufig Vergabe von Männern an Männer, die einander kennen)
    => Coaching für mehr Erfolg
    => Transparenz bei Ausschreibungen, verpflichtende Erklärung, warum Mann oder Frau Preis etc. bekommen hat. Verhindern von Männerbünden, einzelne Personen sitzen in 4 oder 5 Gremien. Wer hat, dem wird gegeben.
  • Literatinnen/Autorinnen als Einzelpersonen: Verstärkte Beratung bei Verlagssuche und Unterstützung bzw. Maßnahmen betreffend Würdigung ihrer Werke
    => Die alten “Männer” werden in die erste Reihe gestellt, Frauen in die 2. oder 3. verwiesen.
    =>Deutungshoheit
    => Vermarktung immer wieder als “Junge, Newcomer”, vgl. #dichterdran, Wertschätzung erhalten Männer oft leichter. Die Autorin wird als „frisches junges Blut“ bezeichnet.
  • Verstärkte Beratung und Unterstützung / PR bei Lesungen und öffentlichen Veranstaltungen => PR nach außen wichtig, evtl. eigenen Verlag, Edition
  • Kostenlose oder kostengünstige PR, Öffentlichkeitsarbeit
  • Kostenlose oder kostengünstige Nutzung von multifunktionalen Räumen
  • Vollzeitkindergarten für Teilzeitarbeitende
  • Förderung für Übersetzungen, insbesondere feministischer Literatur
  • Ehrenpensionen für einkommensschwache Literatinnen/Autorinnen/Frauen allgemein
  • Druckkostenförderungen für Literatinnen/Autorinnen als Einzelpersonen

Gender Pay Gap verkleinern:

  • Installierung eines feministischen Verlags/Edition
  • Implementierung eines Soundingboard – als emotionale und mentale Unterstützung von Literatinnen/Autorinnen => Coaching-Tipps. Wichtiges Thema: sexuelle Belästigung
  • Vernetzungsmöglichkeiten zum Literatinnen/Autorinnenaustausch, zur lokalen, nationalen und internationalen Vernetzung sind offensiv zu fördern, um der kulturpolitischen Arbeit von Frauen das nötige Gewicht zu verleihen.
  • Allgemein: Entbürokratisierung von Ansuchen
  • Installierung von Frauen-Schreib-Labors => nicht die destruktive Kritik der „Herren“
  • Anpassung von Förderstrukturen und Förderinstrumenten auf die Lebens- und Arbeitsrealitäten von Literatinnen/Autorinnen!
  • Förderung von feministischen Buchhandlungen und Bibliotheken
  • Förderung von feministischen Literaturvertretungen

Ergänzungen zum Gender Paper:

  • Förderung von Aus- bzw. Weiterbildungen für Autorinnen

Studien:
Ein Update der Studie ‚Zur sozialen Lage der Künstler und Künstlerinnen in Österreich 2018 (pdf)

Zur sozialen Lage der Künstler und Künstlerinnen in Österreich 2008 (pdf)