Waltraud Schopf-Suchy: KRIEG
Text aus der Schreibgruppe
Waltraud Schopf-Suchy
KRIEG
Babyköpfe werden abgehackt,
Knochenreste vermischen sich mit Sand;
an den Mauern leuchtet Rot
vom Blut der zerfetzten Körper.
Ein Friedensengel hängt mit zerstörten Flügeln
an der Klagemauer,
während Frauen halbnackt
durch die Straßen wanken
und Terroristen höhnisch lachend
einen Greis zu Tode trampeln.
Die Menschlichkeit verliert die Sprache
im Bombenhagel der Unbarmherzigkeit.
Vergeblich rufen Menschen
nach ihrem Gott.
Doch der hat längst sein Gesicht
mit schwarzem Tuch verhüllt.
Er bedauert, dass er seinem Ebenbild
einst einen freien Willen schenkte.
Muss erst ein Gott sich wandeln
und zu einer Göttin werden,
damit das erstickte Schreien
irgendwann zu einem Lächeln wird?
Und wenn sie winkt
und schützend ihre Hände
dem Menschenkind entgegenstreckt, –
ist dann die Zeit gekommen,
um das Böse wegzuwischen
mit ihren Tränen –
und dem freien Willen Menschenliebe
aufzuzwingen?